„Der Energiespar-Fuchs aus Radebeul“ und „Gelingt die private Energiewende, Herr Stolle?“, titelte die Sächsische Zeitung (SZ) 2021 in ihrem Beitrag über die Versuche von egNEOS-Mitglied Roland Stolle, möglichst energieautark zu leben. Sehr anschaulich und gelegentlich witzig stellte der Ingenieur und Ex-Unternehmer uns unter dem Titel „Private Energiewende, ein Praxisbericht“ seine Projekte rund um PV-Anlage, Stromspeicher, E-Auto, Energiemanager und Dynamische Stromtarife auf der Generalversammlung 2022 vor. Doch wie sieht es vier Jahre später bei ihm aus? Dazu haben wir Roland Stolle persönlich interviewt.
Torsten Görg, egNEOS:
„Nun ist ja einige Zeit vergangen, wie sieht es mit der Nutzung der Dynamischen Stromtarife bei ihnen jetzt aus?“
Roland Stolle:
„Um es mit einem Wort zu sagen: unverändert, leider. Inzwischen haben die gesetzlichen Rahmenbedingungen wesentliche Vereinfachungen gebracht. Aber in der Praxis konterkariert die Bürokratie meine Bemühungen, einen nächsten Schritt zu gehen. §14 a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) ermöglicht seit 1. April 2025 (oder sollte es doch ein Aprilscherz gewesen sein?) mit der Wahl von Modul 3 die variablen Netzentgelte zu implementieren. Dazu müssen gewisse technische Voraussetzungen erfüllt sein: ein modernes Messsystem mit Gateway, steuerbare Verbraucher (Wallbox, Wärmepumpe, Batterie) und ein Stromanbieter mit dynamischen Strompreisen. Das alles ist bei mir bereits gegeben, dachte ich mir im November 2024 und kontaktierte meinen Netzanbieter.“
Torsten Görg, egNEOS:
„Das klingt nach einem Durchbruch. Oder gibt es jetzt neue Probleme?“
Roland Stolle:
„Der Knackpunkt scheint nun (nach unzähligen Formularen und Stempeln vom Elektriker), die Kommunikation zum „Dimmen“ meiner Verbraucher zu sein. Mein Energiemanagementsystem kann die Aufgabe übernehmen (und das Gesetz sieht das auch vor) und steuert durch das Preissignal der Strombörse seit 2020 die großen Verbraucher. Ich verhalte mich dadurch seit Jahren netzdienlich und bleibe damit in den kritischen Zeiten immer unter der Mindestleistung, auf die ich gesetzlich gedimmt werden dürfte. Der Netzbetreiber hat nun durch einen Besuch vor Ort festgestellt, dass die technischen Voraussetzungen zum Abschalten fehlen (würden). Dass eine Software diese Aufgabe übernehmen kann, überstieg das Vorstellungsvermögen der Fachkraft offenbar. „Ich bin nicht hier, um mit ihnen zu diskutieren.“, entgegnete er auf meine Argumente. Das Ergebnis des Besuches hat die Lage noch verschärft: Bis zum 13. Juni 2025 sind die festgestellten Mängel zu beseitigen; Mängel, die es nach meiner Auffassung nicht gibt. Im Gegenteil: Ich soll etwas auf meine Kosten einbauen lassen, was nicht mehr Stand der Technik ist und praktisch nie zum Einsatz kommen würde.“

Torsten Görg, egNEOS:
„Und wie geht es nun weiter?“
Roland Stolle:
„So sehen Sie mich ratlos und nach einer „Selbsthilfegruppe“ suchend. Vielleicht gibt es ja im Kreis der Mitglieder bei egNEOS Personen, die ähnliche bzw. bestenfalls positivere Erfahrungen bei der Nutzung Dynamischer Stromtarife in Verbindung mit PV-Anlagen und Speichern gemacht haben. Wenn ja, würde ich mich sehr über einen Austausch freuen.“
Torsten Görg, egNEOS:
„Wir unterstützen das gern und sind gespannt, wie sich das Projekt weiterentwickelt. Bestenfalls lernen wir als Genossenschaft etwas, mit dem wir später auch unsere Erträge optimieren können.“
Wer Interesse an einem Austausch zu diesem Thema hat oder aus Erfahrung berichten kann, meldet sich am besten unter buero@egneos.de.